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Stadtgestaltung | Wohnungsbau | Auftrag aus Wettbewerb - 1. Preis | öffentlich | Weiden | 2020-2022 | mit Lex Kerfers Landschaftsarchitekten

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Der Weidener Stadtrat hat beschlossen, das ehemalige Turnerbundgelände im Stadtteil Hammerweg städtebaulich neu zu entwickeln. Durch seine innenstadtnahe Lage und die gute verkehrliche Anbindung hat das Gebiet eine wichtige Rolle in der zukünftigen Entwicklung Weidens inne. Eine kontrollierte und nachhaltige Planung hat somit große Bedeutung für den Stadtteil Hammerweg, sowie für die Stadt Weiden. Ziel ist es, ein Konzept zu erarbeiten, welches das Areal im gesamtstädtischen Kontext aufwertet und sich in das städtische Gefüge eingliedert.

Zum Jahreswechsel 2019 / 2020 wurde dazu ein Architekturwettbewerb durchgeführt. Wir freuen uns über den 1. Preis.

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Lageplan mit Ideenteilen

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Konzept Städtebau

Die ehemalige Sportplatznutzung hinterlässt eine große Lichtung, die von altem Baumbestand umstanden ist. In diese Situation entwickelt sich eine Quartiersstruktur, die in ihrem Inneren rein fußläufig erschlosssen ist und auf den klassischen Straßenraum verzichtet. Die aufgelöste Struktur enthält Wohnnachbarschaften und eine gemeinsame Mitte, mit vielfätigen Bezügen in die umgebenden grünen Kulisse. Die PKW-Erschließung mündet in eine TG-Ebene, die alle Gebäude verbindet. Oberirdisch wird nur der Zugangsplatz angefahren. Hier liegt das Coworking für wohnungsnahes Arbeiten und kann von Kunden erreicht werden. Eine Schicht tiefer im Quartier liegt das Gebäude für das Mehrgenerationenwohnen. Mit den Gemeinschaftsnutzungen im EG markiert es den Schwerpunkt der Siedlung. Von dort aus schließen sich die Wohnhausgruppen an.

Freiraumkonzept „Wohnen im Landschaftspark“

In der Konzeption des neuen Quartiers verbinden sich städtische und landschaftliche Elemente zu einer neuen Wohnqualität in einem besonderen Umfeld. Die vorhandenen parkartigen Strukturen bilden die „grüne Kulisse“ für das neue Quartier. Zum Schutz der Freiraumnutzung können entlang der B22 Lärmschutzwände bzw. -modellierungen integriert werden. Die Biotopstrukturen werden erhalten und weiterhin für die Strukturierung des neuen Quartiers genutzt. Im nördlichen Bereich werden Flächen für Bewohnergärten und einen Kinder- und Seniorenbauernhof inklusive Streichelgehege vorgeschlagen, der auch von den benachbarten sozialen Einrichtungen Kita und Seniorenheim genutzt und so zu einem Treffpunkt werden kann. Im Quartier selbst bietet ein differenziertes System abgestufter Freiräume vielfältige Möglichkeiten der Nutzung und Partizipation: Kommunikationsbereiche zur Bildung von Nachbarschaften ebenso wie Orte zum Rückzug. Eine wichtige Rolle bei der Zonierung nehmen die halbprivaten Vorzonen der Reihenhäuser und Foyers der Punkthäuser ein. Den Reihenhäusern sind im Erdgeschoss Privatgärten direkt zugeordnet. Die Geschosswohnungen verfügen über Balkone bzw. Loggien und können die gemeinschaftlichen Dachgärten nutzen oder in Verbindung mit dem Kinder- und Seniorenbauernhof Parzellen im Umfeld bewirtschaften. Das Quartier ist im Inneren quasi autofrei: Besucherstellplätze und Tiefgaragenzufahrten sind jeweils an den Quartierszugängen angeordnet, für Notfahrzeuge, Müll, Feuerwehr und Umzugswägen ist die Zufahrt möglich. Dadurch entstehen neue, informelle Spielräume. Flächen können unterschiedlich und mehrfach codiert werden und so flexibel auf sich ändernde Bedarfe reagieren.

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Blick vom Balkon

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Punkthäuser

In den Obergeschossen ist die Baustruktur aufgelöst. Sie gibt über die zweigeschossigen Sockel hinweg und von den Dachgärten der Geschosswohnungen aus den Blick auf die grüne Kulisse frei.

Geschosswohnungen

Die geplanten Wohnungen sind möglichst flächensparend und unterschreiten die zulässigen Flächengrößen, um die spätere Miete gering zu halten. Zum Ausgleich für die Wohnqualität werden unterschiedliche Gemeinschaftsflächen in den Gebäuden angeboten, die den privaten Wohnraum erweitern und die Hausgemeinschaften fördern: Gemeinschaftsraum am Dachgarten, Bibliothek, Waschsalon und Treffpunkte auf den Etagen; dazu Abstellflächen für Kinderwägen, Rollatoren etc. Die Flächen können teilw. auch flexibel zur Erweiterung von Wohnungen genutzt werden.

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„Verdichteter Einfamilienhausbau“ als förderfähige Wohnung

Das verdichtete EFH ist ein Reihenhaus, im Geschosswohnungsbau integriert ein Maisonette im EG mit Gartenanteil. Dabei sind für die Barrierefreiheit im EG ein Individualraum, das Wohnzimmer, die Küche und eine barrierefreies Duschbad angeordnet. Die Flächengrößen einer 5-Zi-Whg werden dabei eingehalten.

Erschließungsebene

Die Kombination der typologischen Gebäude erzeugt auf der fußläufigen Erschließungsebene gefasste Räume mit Blick ins Grüne, die als Zentrum der Hausgruppen wahrgenommen werden. Das schafft Orientierung, einen begreifbaren zugeordneten Freiraum und Identifikation mit der Binnennachbarschaft.

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Lärmschutz

Gegenüber der B22 wird keine explizite Lärmschutzbebauung vorgeschlagen. Die Bebauung respektiert den Biotop- und Baumbestand und hält damit Abstand von der Bundesstraße. Das reduziert die Lärmimmissionen auf ca. 57dB(A) an den Gebäuden im Randbereich des Quartiers. Die notwendige weitere Reduzierung wird an den betroffenen Gebäuden mit Schallschutzfenstern / - lüftern erreicht, bzw. die Eckloggien der Wohnungen können gegen den Lärm als Wintergärten geschlossen werden. Diese Maßnahmen sind gegen den Verkehrslärm ausreichend.

Die Geräusche der Tennisplätze werden mit einer Schutzwand direkt am Emissionsort abgefangen. Wir gehen davon aus, daß die Wohnbebauung langfristiger angelegt ist als die Sportnutzung. Daher erfolgt der Lärmschutz an der Quelle, um ihn möglichst klein / unaufwendig zu halten. Wenn die Tennisplätze in Zukunft aus dem Wohngebiet verschwinden wird auch die Schallschutzwand entfernt und es bleibt keine dann sinnlose Lärmschutzbebauung mitten im Gebiet übrig.

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Bautypologie

Die Siedlungsstruktur basiert auf einem Haustypus, der schon als Einzelbaustein den geforderten Wohnungsschlüssel abbildet. Für die unterschiedlichen Situationen werden die Bausteine angepasst, bleiben dabei aber im System. Aus der Systematik wird ein Vorteil beim kostengünstigen Bauen.

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Stadtbaustein

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Wohnstruktur im Quartier / geförderte Wohnungen

In unserem Vorschlag zu den Bauabschnitten liegen die geförderten Wohnungen in den drei Gebäuden, die das Mehr-Generationen-Haus umgeben. Das Gebäude an der Zufahrtsstraße beinhaltet im Erdgeschoss auch Flächen für das wohnungsnahe Arbeiten / Coworking.

Damit wird mit der ersten Entwicklungsphase bereits eine funktionierendes Gebbäudeensemble hergestellt. Die geförderten Wohnungen liegen damit am lebendigsten Punkt des neuen Quartiers, sodaß sie nicht abgehängt werden.

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Grundrissausschnitt Erdgeschoss

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: Info
Bauherr Stadt Weiden in der Oberpfalz
Leistung Wettbewerbsbeitrag - LPH 2
Ort Turnerbundgelände Weiden
Nutzung 304 Wohnungen, davon 107 im geförderten Wohnungsbau der Stadt, 22 Wohnungen im Mehrgenerationenhaus mit Gemeinschftsräumen für das Quartier
Geschossflächen 27.000 - 28.000 qm
: Team
LPH 2 mit Nicole Manz
Landschaftsarchitektur Lex-Kerfers Landschaftsarchitektur
mit Jonas Wagner